Seit ich hier bin beschäftige ich mich mit der Frage:
Sehen Freundschaften anders aus, wenn man älter wird?
Die Freundschaften von meinen Eltern/anderen Erwachsenen sehen anders aus, als meine Freundschaften, als ich 15 Jahre alt war.
Kann ich auch Freunde haben, die deutlich älter/jünger sind oder in einer ganz anderen Lebenssituation?
Eines meiner größten Probleme hier in Amerika ist sicherlich Freunde zu finden. Die Gemeinde, in der ich bin, ist zwar super, jedoch gibt es kaum jemand in meinem Alter (ohne Kinder).
Dazu kommt natürlich auch, dass es mir nicht sehr leicht fällt neue Leute kennenzulernen.
Aber was sind Freunde denn überhaupt? Wozu brauche ich Freunde und was mache ich mit ihnen?
Vor einiger Zeit habe ich mich mal mit der Frage beschäftigt und für mich überlegt, was ich suche:
- Ich brauche jemanden, der mich herausfordert und vor dem ich Rechenschaft ablegen muss.
- Ich möchte mich mit jemand sowohl persönlich, wie auch geistlich austauschen können.
- Und ich möchte mit jemandem Leben teilen/Gemeinschaft haben.
Für die beiden ersten Punkte kann ich mir auch gut vorstellen jemanden zu haben, der nicht unbedingt in meinem Alter ist, doch der dritte Punkt war immer schwierig für mich.
Heute habe ich von einem Freund aber etwas gehört, was mir sehr geholfen hat:
Freunde sind die Leute, mit denen du deine Freizeit verbringst.
Das hat mir sehr geholfen zu gucken, was mache ich eigentlich in meiner Freizeit und wer hat vielleicht ein ähnliches Hobby/Interesse etc. Mit wem kann ich mich treffen, um meine freie Zeit zu teilen? Und dann ist auch das Alter nicht mehr so entscheidend, wie es früher vielleicht war, wo man sich Leute im gleichen Alter gesucht hat, weil die Interessen die selben waren.
Was sind Freunde?
Für mich sind es in erster Linie Menschen, die mich nehmen wie ich bin. Menschen denen ich vertraue und die mir vertrauen. Die für mich da sind, besonders in Situationen, in denen ich jemanden an der Seite brauche, um wieder oder überhaupt in bestimmten Situationen einen Weg zu weisen den ich zur Zeit nicht sehen kann. Menschen die einfach da sind, wenn sonst alle weggehen, keine Zeit haben -(finden wollen)- sich meiner anzunehmen, welche sich genauso von mir den notwendigen Trost, Beihilfe oder auch nur ein gemeinsames Lachen abholen möchten, weil sie mir vertrauen. Menschen eben, welche ich gerne um mich habe und umgekehrt, die mit mir durch Dick und Dünn gehen würden und können, ohne zu fragen: Was habe ich davon?
Nicht von ungefähr sagt man: ein wahrer Freund ist immer dann zur Stelle, wenn er gebraucht wird, egal was es koste – wobei kosten nicht im Sinne von materiellen Dingen zu verstehen ist.
Spielt dabei das Alter eine Rolle? Eigentlich nicht, in der Natur des Menschen liegt es aber wohl dennoch, sich Freunde in ähnlichem Alter zu wählen, weil Lebenserfahrungen und Zeitgeist einen bestimmten Standard erwarten. Mein Gegenüber sollte sich z.B. mit meiner Lebenssituation, meinen Sportarten, meiner Musikrichtung identifizieren können. Sich in mich und meine Lage versetzen, um Verständnis für meine Freuden, Niederlagen oder Stimmungen haben zu können. Der Freund ist ein geduldiger Zuhörer ohne alles gleich zu negieren oder abzutun, er kann sich wirklich mit meinen Gedanken und Gefühlen auseinander setzen um dann, mit seiner Meinung oder auch nur mit seiner Geduld, mir einen Weg aufzeigen, welcher es wert sein kann gegangen zu werden. Ein Freund ist nicht derjenige, der versucht mich zu beeinflussen, zu bestimmen, zu überfordern, ein Freund ist jemand dem man vertraut und den man in jeder Situation seines Lebens um sich haben kann, der Hilfe zur Selbsthilfe stiftet und begleitet, anstößt und auffängt und sich auch umgekehrt die gleichen Hoffnungen und Freuden und Ratschläge von mir erwartet.
Wahre Freunde sind rar und deshalb unendlich wertvoll. Sie zu finden kostet viel Mühe und eben soviel Mühe sie zu behalten und zu pflegen.
Jeder, der diesen Schatz im Leben gefunden hat, ist wirklich zu beglückwünschen.
Es gibt aber auch die sogenannten Lebensabschnittsfreunde, Gleichgesinnte, die meine Begeisterung für meine Musik teilen, sich mit meinem Sport identifizieren, sich mit mir gerne treffen um bestimmte Dinge zu unternehmen, Spaß zu haben, zu lachen und zu feiern. Diese Freundschaften unterliegen bestimmten Lebenssituationen, sie sind zeitlich begrenzt und unendlich wichtig. Werden meine Interessen oder die der Anderen andere, können diese Bekanntschaften/Freundschaften wegbrechen. Das liegt in der Sache begründet. Dennoch sind diese Bekanntschaften/Freundschaften nicht minder zu achten. Ganz im Gegenteil, sie sind die wichtigen Begegnungen in unserem Alltag. Wir können kein Eishockey spielen wenn wir nicht andere Spieler neben uns haben, wir können keine Fete feiern, wenn wir keine Gäste einladen. All diese Situationen begründen erst die Möglichkeit die Spreu vom Weizen zu trennen. Aus einem Gast kann ein/e sehr gute/r Bekannte/r werden, aus dem guten Bekannten ein Freund und aus dem Freund ein wahrer Freund.
Es liegt an uns zu prüfen, wo liegen Gemeinsamkeiten, wo haben wir Aussicht auf mehr, als nur bekannt sein.
In diesem Sinne
liebe Grüße Bettina
Hallo Jan,
an das Gedicht musste ich gleich denken, als ich deine Gedanken gelesen habe!! Der Inhalt passt wahrscheinlich nicht in deinen Alltag, es ist für Kinder, aber der Sinn schon!!!
Ich denke es ist völlig normal, dass das Alter irgendwann keine Rolle mehr spielt, manchmal erschreckt es mich trotdem, wenn es extrem wird…wir haben einen guten Freund, der so alt, wie Andrés Mutter ist, das ist schon krass, aber ändern können wir es auch nicht, wollen wir auch nicht!!!!
Wann Freunde wichtig sind
Freunde sind wichtig
zum Sandburgenbauen,
Freunde sind wichtig
wenn andre dich hauen,
Freunde sind wichtig
zum Schneckenhaussuchen,
Freunde sind wichtig
zum Essen von Kuchen.
Vormittags, abends,
im Freien, im Zimmer …
Wann Freunde wichtig sind?
Eigentlich immer!
aus: Georg Bydlinski, Wasserhahn und Wasserhenne