Weihnachten und Geschenke? Wie passt das zusammen?
Ich habe in den letzten Tagen/Wochen mich gefragt: “Was möchte ich meiner Frau zu Weihnachten schenken?“ und habe dabei festgestellt:
Jedes Geschenk nimmt ein Stück von der wahren Bedeutung von Weihnachten. Denn bei Geschenken liegt der Fokus auf mir: „Was bekomme ich?“ oder auf anderen Menschen: „Was schenke ich anderen?”
Ich schaue ein bisschen weniger auf das was Weihnachten wirklich bedeutet.
Aber warum beschenken wir uns eigentlich an Weihnachten?
Angeblich geht ein Grund zurück auf die Weisen aus dem Morgenland, die Jesus Weihrauch, Gold und Myrrhe brachten. (Weihrauch war ein Perfüm für jüdischen Lobpreis und zeigte, dass Menschen Jesus anbeten würden. Gold wurde mit Königen assoziiert und Christen glaubten, dass Jesus König der Könige ist. Myrrhe war ein Perfüm, was auf Tote gemacht wurde, damit sie besser riechen und bedeutet, dass Jesus leiden und sterben würde.)
Was hat schenken nun mit Weihnachten zu tun?
Viele würden vielleicht sagen: „Weihnachten ist das wunderbare Geschenk, dass Gott seinen Sohn für uns auf die Erde gesandt hat.“ Das stimmt sicherlich, aber warum sollten Menschen sich nun gegenseitig beschenken? Weil es eine ganz natürliche Reaktion aus unserer Dankbarkeit gegenüber Gott ist?
Ich glaube, dass ich in meinem Leben die meisten Geschenke nicht verschenkt habe, weil ich Gott dankbar bin, sondern weil man zu Weihnachten nun mal Geschenke schenkt.
Sind Geschenke nun schlecht oder müssen sie zwangsweise etwas von der Bedeutung von Weihnachten rauben? Vielleicht nicht unbedingt.
Auch wenn ich selber noch am kämpfen bin mit der Frage, bin ich zunächst einmal zu folgendem Entschluss gekommen:
Beim Be- und Verschenken geht es um unseren Fokus! Ist dieser auf dem Geschenk oder auf dem ultimativen Schenker, unserem himmlischen Vater?
Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel. (Jakobus 1,17 – Schlachter)
Wir schenken, weil er uns zuerst beschenkt hat. (1. Johannes 4,19 – DTÜ: Die Thomsen Übersetzung)
(Nun muss ich mir also noch überlegen, was ich meiner tollen Frau schenke. Mal schauen…)
Hallo Jan
Das sind sehr spannende Gedanken, welche du da ausführst. Dazu ist mir gleich eine Geschichte in den Sinn gekommen. Und auch ein Text, welchen ich dir an diese Geschichte anhängen werde. Die Quelle des Textes stammt aus dem Buch: Warum feiern wir Weihnachten von Volker Ufertinger
Aber nun zu der Geschichte.
Ein junges Paar, in ähnlicher Situation wie ihr es seit, macht sich so seine Gedanken. Was könnte ich meiner Frau, meinem Mann zu Weihnachten schenken, was wäre für den Partner eine große Freude?
Nun, der Mann sieht im Geiste seine Frau vor sich und betrachtet ihr Bild. Dabei kommt ihm der Gedanke, welche wunderschönen Haare sie hat. Er sieht vor seinem Auge, wie seine Frau, sehr sorgfältig, jeden Tag die Haare bürstet und alles dafür unternimmt, sie möglichst gut zu pflegen. Das Bild gefällt ihm und so kommt er zu der Idee, es müsse doch eine große Freude für sie sein, dieses mit einer ebenso schönen Haarbürste zu tun. Der Gedanke setzte sich bei ihm fest. Er unternahm nun, mit eifriger Vorfreude, alles um seiner Frau dieses Geschenk zu bereiten.
Auch seine Frau hatte ähnliche Gedanken. Ihr Mann hatte vom Großvater eine wunderschöne Uhr vererbt bekommen. Dessen Uhrwerk zog er jeden Abend mit Sorgfalt auf, polierte anschließend die Fingerabdrücke vom Silberdeckel und steckte diese wieder in seine Westentasche. Sie dachte bei sich, es müsse doch eine Freude für ihren Mann sein, wenn er diese Uhr mit einer schönen, silbernen Kette, an dem Knopfloch der Weste befestigen können. Der Gedanke gefiel ihr so gut, dass auch sie alles daran setzte diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.
Am Abend des Festes lagen zwei Geschenke unter dem Tannenbaum. Es dürfte klar sein, welche es waren. Die Eheleute sahen einander an, die Frau stand dort mit kurzen Haaren und der Mann mit leerer Westentasche. Sie nahmen sich in den Arm und mussten erkennen, dass nicht die Gechenke unter dem Baum das Wertvolle waren, sondern der liebevolle und der Fürsorge geschuldete Gedanke, dem Partner eine Freude zu bereiten und deshalb selber, auf etwas zu verzichten, was einem Wertvoll ist, damit es dem Partner gut geht. Die Erkenntnis, aus Liebe füreinander, auf etwas zu verzichten, ist ein viel größeres Geschenk.
Es wurde ein schönes Fest, für Beide.
Hier nun der andere Text:
Warum wir uns Weihnachten gegenseitig beschenken?
Für viele ist Weihnachten gleichbedeutend mit Bescherung. Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Ein Heiliger Abend ohne Präsente? Undenkbar! Aber für unsere Vorväter im Mittelalter wäre das Gegenteil absurd gewesen: Sich zu Weihnachten etwas zu schenken, war bis ins 19. Jahrhundert ganz unüblich.
Tatsächlich gab es einen Tag, an dem Erwachsene Gaben tauschten – nämlich an Neujahr. Das ging noch auf eine römische Tradition zurück. Die Christen übernahmen diese bereitwillig und drückten sich mit besten Grüßen für das neue Jahr nett gemeinte Kleinigkeiten in die Hand. Der Neujahrstag fiel aber im Mittelalter je nach Weltgegend auf ganz verschiedene Tage. In England war es der 25. März, in Konstantinopel der 1. September und in Deutschland der 25. Dezember. Das heißt, im Mittelalter machte man sich also wirklich hierzulande am 25. Dezember Geschenke. Aber nicht weil Weihnachten war, sondern wegen Neujahr.
Diese Tatsache verärgerte einen Papst. Eugen IV. (1431-1447) war das Relikt aus heidnischer Zeit ein Dorn im Auge. Also verfügte er: Wenn die Leute sich schon etwas schenken, dann doch wenigstens, weil Jesus geboren ist. Und aus keinem anderen Grund. Dass Weihnachten und Neujahr an ein und demselben Tag gefeiert wurde, änderte sich übrigens bald nach dem strengen Eugen wieder: 1582 ließ Papst Gregor XIII. den Kalender reformieren. Damit fiel Neujahr von nun an auf den 1. Januar. In all den folgenden Jahrhunderten blieb man bei den gegenseitigen Geschenken sparsam.
Geschenke als Zeichen der Liebe zu tauschen, ist im Grunde eine bürgerliche Erfindung, und vorher war ein solches Fest ja auch kaum möglich. Waren die Familien bis dahin 20-köpfige Hausgenossenschaften in teilweiser bitterer Armut, so ging es jetzt, in der so genannten bürgerlichen Kleinfamilie, nur noch um die nächsten Verwandten. Und die konnten dank eines gewissen Wohlstandes leicht beschenkt werden. Auch die Industrie fing an, eine entscheidende Rolle zu spielen. Plötzlich waren Fabriken in der Lage, in großen Mengen Süßigkeiten und Spielwaren herzustellen und sie noch dazu mittels Eisenbahn quer durch ganz Deutschland zu transportieren.
Dinah
Quelle: Volker Ufertinger “Warum feiern wir Weihnachten?”, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004
Ganz liebe Grüße und eine schöne, weitere Adventwoche.
Bettina